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Wie man geistlichen Erfolg überlebt

Aktualisiert: 2. Feb. 2021

In der Bibel lesen wir von einigen Helden, die grosse geistliche Erfolge erzielt haben und danach, als alles bereits vorüber schien, straucheln. Einer von ihnen ist Elia. In einem denkwürdigen Duell auf dem Berg Karmel stellt er sich über 800 Götzendienern entgegen (1 Kön 18). Das Volk wird Zeuge davon, wie Feuer vom Himmel fällt und Elias Opfer verzehrt, während das wilde Tanzen der Götzendiener unbeantwortet bleibt.


«Zwischen dem mutigen Propheten auf dem Karmel und dem zerbrochenen, lebensmüden Mann in der Wüste liegen nur wenige Stunden.»

«Als das ganze Volk das sah, warfen sie sich auf ihr Angesicht nieder und riefen aus: ‹Der Herr, er ist der wahre Gott! Der Herr, er ist der wahre Gott!›» – 1 Kön 18,39


Was für ein geistlicher Erfolg! Das Volk wendet sich wieder seinem Gott zu. Die Götzendiener werden getötet und für einen Moment sieht es so aus, als würde sogar der böse König Ahab sein Herz Gott zuwenden. Doch das Happy-End bleibt aus. König Ahab geht nach Hause und erzählt seiner Frau Isebel alles, was Elia getan hat. Darauf bedroht Isebel den Propheten Elia mit dem Tod – und Elia bekommt Angst und flieht.


«Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und liess seinen Diener dort. Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Ginster und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.» – 1 Kön 19,3–4


Was für ein abrupter Wechsel! Gerade noch hat er sich den Götzendienern auf dem Karmel mit Gottes Hilfe entgegengestellt. Und nun, als der Sieg errungen ist, als der Druck sich bereits löst, kommt dieser letzte Nadelstich – und Elia bricht zusammen. Zwischen dem mutigen Propheten auf dem Karmel und dem zerbrochenen, lebensmüden Mann in der Wüste liegen nur wenige Stunden.


Die tödliche Belohnung

Ein weiteres Beispiel ist Gideon (Ri 6–8). Der ängstliche junge Mann wird von Gott berufen, gegen die Midianiter zu kämpfen. Mit nur 300 Männern, die mit Posaunen, Krügen und Fackeln bewaffnet sind, besiegt er das über hunderttausend Mann starke Midianiterheer und führt Israel zu einem glänzenden Sieg. Kein Wunder, dass das Volk Gideon zum König ausrufen will. Aber Gideon will nichts davon wissen. Er weiss, dass nur Gott König über das Volk sein soll:


«Aber Gideon antwortete ihnen: ‹Ich will nicht euer König sein, und mein Sohn soll auch nicht über euch herrschen: der HERR soll euer König sein!›» – Ri 8,23


Ein Happy-End also? Nein, leider nicht.


«Dann fuhr er fort: ‹Eine Bitte möchte ich an euch richten: gebt mir ein jeder die Ringe, die er erbeutet hat!› Die Midianiter hatten nämlich goldene Ringe getragen, weil sie Ismaeliter waren.» – Ri 8,24


Die Feinde sind besiegt, der Druck ist weg. Aber jetzt will Gideon eine Belohnung. Er möchte etwas für sich haben. Die dankbaren Israeliten geben ihm, was er will. Eine grosse Menge Gold kommt zusammen. Gideon lässt daraus einen Götzen anfertigen, den er in seiner Heimatstadt Ofra aufstellt:


«…und ganz Israel trieb dort Abgötterei mit dem Götzen, so dass er für Gideon und sein Haus zum Fallstrick wurde.» – Ri 8,27b


Nie in der ganzen Bibel hat ein Held mehr Feinde mit einem kleineren Heer besiegt. Doch Gideon strauchelt und fällt. Die Belohnung, die er vom Volk erbittet, wird ihm zum Fallstrick.


Geistliche Bruchlandungen

Das sind drastische Beispiele. In ihrer Intensität sind sie nicht mit den Erfahrungen eines durchschnittlichen Reich-Gottes-Mitarbeiters zu vergleichen. Aber die Tatsache, dass es nach einem «geistlichen Erfolg» nicht immer einfach ist, erfolgreich zu landen, kennen wohl viele von uns. So könnte es zum Beispiel in einem beliebigen Gottesdienst aussehen:

  • Der Prediger spricht leidenschaftlich über sein biblisches Lieblingsthema. Beim Kirchenkaffee erhält er viele positive Rückmeldungen – und ein kritisches Feedback. Das stresst ihn ungemein. Alle Euphorie ist verflogen und wütend-grüblerisch verbringt er den Rest des Sonntags im dunklen Zimmer vor dem Fernseher, um sich abzureagieren.

  • Die Lobpreisleiterin legt ihr ganzes Herz in den Worship. Sie spürt, wie die Gemeinde in Gottes Gegenwart eintaucht. Man hört beinahe die Engel singen. Als der Gottesdienst fertig ist, wird sie von ihrer besten Freundin umarmt – sie hat den ganzen Worship mit dem Handy aufgenommen. Diese gesalbte Aufnahme muss unter die Leute! Die sollen ruhig sehen, wie begabt sie ist. So verbringt die Lobpreisleiterin den ganzen Nachmittag damit, auf ihr Handy zu starren und auf die nächsten Likes und Kommentare zu ihrem Video zu warten.

Sich zurückziehen und den Frust ablassen wie Elia. Oder seine eigene Belohnung suchen, um die Leere zu füllen – so wie Gideon. Diese Muster sind uns nur zu gut vertraut. Dass sie bei «geistlichem Misserfolg» auftreten, leuchtet ein. Aber wie oft erleben wir, dass unser Engagement gut ankam und dass Gott Gnade schenkte – und schaffen es doch nicht, damit umzugehen, das Ganze zu verarbeiten und zur Ruhe zu kommen.


Mit den Nadelstichen umgehen

Elia wurde von einem üblen Nadelstich eingeholt, und er raubte ihm seine ganze Freude und Kraft. Solche Nadelstiche – wenn auch in viel kleinerem Ausmass – sind mir gut vertraut. Ich persönlich mag zum Beispiel negatives Feedback nach einer Predigt oder einer Lobpreisleitung kein bisschen. Aber weil ich regelmässig predige und Lobpreis leite, muss ich lernen, damit umzugehen. Eine Hilfe ist es, wenn ich mir folgende zwei Facts in Erinnerung rufe:

  1. Die Person traut mir zu, dass ich ihr negatives Feedback annehmen kann und nicht gleich ausraste. Wer korrigiert schon Menschen, die schnell jähzornig werden?

  2. Die Person traut mir zu, dass ich zur Veränderung bereit bin. Wer korrigiert schon Menschen, die stur immer dieselben Fehler machen?

«Fast nie ist es die neidische, geifernde Isebel, die ihr vernichtendes Urteil über deinen geistlichen Dienst spricht.»

Diese beiden Facts treffen auf einen Grossteil der kritischen Feedbacks zu. Sie sind konstruktiv (oder zumindest konstruktiv gemeint) und kommen aus einer ehrlichen Herzenshaltung. Fast nie ist es die neidische, geifernde Isebel, die ihr vernichtendes Urteil über deinen geistlichen Dienst spricht – obwohl es uns vielleicht oft so vorkommt. Der wahre «Ankläger der Brüder» (vgl. Offb 12,10) nutzt aber auch gut gemeintes Feedback, um uns zu entmutigen. Die «Isebel» als böse geistliche Komponente dringt manchmal auch in Gemeinden ein und versucht, Unheil zu stiften (vgl. Offb 2,20). Aber das sind nicht Menschen, sondern finstere Mächte. Gegenüber Menschen gilt es, einen gesunden Umgang mit (kritischem) Feedback einzuüben. Wenn wir nicht ausbrennen wollen, ist es zentral, diese Kunst zu erlernen.


Sich freuen an den Verheissungen Gottes

Wieder einmal hat Jesus seine Jünger mit Vollmacht ausgestattet und ausgesandt. Als sie zurückkommen, erzählen sie ihm begeistert von allen Zeichen und Wundern, die sie vollbracht haben. Jesus antwortet:


«Ich habe euch die Macht verliehen, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und Macht über das ganze Heer des Widersachers, und keinen Schaden wird er euch irgendwie zufügen können. Doch nicht darüber freut euch, dass die Geister euch gehorsam sind; freut euch vielmehr darüber, dass eure Namen im Himmel eingeschrieben stehen!» – Lk 10,20


Nicht der geistliche Erfolg darf der letzte Grund unserer Freude sein. Natürlich freute sich Jesus auch darüber! Doch geistlicher Erfolg kommt und geht. Die Verheissungen Gottes sind dagegen ewig. Deshalb sind sie ein starkes Fundament unserer Freude.


Mir hilft es, nach einem geistlichen Dienst – mag er erfolgreich gewesen sein oder nicht (was heisst bei Gott schon «erfolgreich»!) – eine Debriefing-Zeit vor Gott zu haben. In dieser Zeit:

  • Danke ich Gott für alles, was er getan hat.

  • Bringe ich die negativen Feedbacks und die schwierigen Momente vor Gott. Ich versuche, meinen Stolz zu überwinden und daraus zu lernen.

  • Richte ich mich neu aus auf die Verheissungen Gottes («Du liebst mich», «Mein Name steht im Himmel geschrieben», etc.)

«Die Rastlosigkeit einiger Vollzeiter ist kein Zeichen für ihre Geistlichkeit, sondern dafür, dass sie vermutlich bald ausbrennen werden.»

Sabbat-Strategie

Das grösste Vorbild für den Umgang mit Erfolg ist Gott selbst. In einem ungeheuren Schöpfungsakt erschafft er die ganze Welt und die unbegreiflichen Weiten des Universums. Als alles fertig ist, macht er – nichts! Gott ruht einen ganzen Tag lang. Damit macht er bereits am Anfang der Bibel klar: Es gibt einen Rhythmus, den er in die Schöpfung hineingelegt hat und den die Menschen befolgen sollen. Arbeit und Ruhe wechseln sich ab:


«Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ist damit auch seinerseits zur Ruhe von seinen Werken gelangt, geradeso wie Gott von den seinigen.» – Hebr 4,10


Wir sind nicht stärker als Gott. Wenn sogar der allmächtige Gott ruhte, können wir keine Ausnahme machen. Die Rastlosigkeit einiger Vollzeiter ist kein Zeichen für ihre Geistlichkeit, sondern dafür, dass sie vermutlich bald ausbrennen werden. Wer sich bewusst für die Ruhe entscheidet, ist im Vorteil. Die Ruhe Gottes ist ein Schutzort. Sie bewahrt uns davor, ausgelaugt in der Wüste zu landen oder vor dem Götzen der Anerkennung niederzuknien.


«Und die Apostel kamen bei Jesus zusammen und verkündeten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Und er sprach zu ihnen: ‹Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig.›» – Mk 6,30f.


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