Stell dir vor, du stellst beim Bauamt deines Kantons ein Baugesuch für ein Haus, das ohne jegliches Fundament auf einem wunderschönen Sandstrand am Ufer eines idyllischen Sees stehen soll. Kein Bauamt im ganzen Land würde jemals ein Haus auf Sand bewilligen. Keine Bank würde eine Hypothek dafür geben. Und kein Bauherr wäre wahnsinnig genug, sein Haus auf so einem unsicheren Untergrund zu bauen. Häuser in der Schweiz sind teuer! Wer will schon ein Vermögen für ein Haus ausgeben, das beim nächsten Sturm umkippt oder ins Wasser rutscht?
«Darum gleicht jeder, der meine Worte hört und danach handelt, einem klugen Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baut.» (Mt 7,24)
In Israel im Jahr 30 war das nicht anders. Jeder wollte sein Haus auf Fels bauen. Das Bedürfnis nach Sicherheit ist so alt wie die Menschheit. Das gilt nicht nur beim Hausbau, sondern überall. Niemand möchte an den Stürmen seines Lebens scheitern und mit einem Trümmerhaufen zurückbleiben. Niemand möchte dabei zusehen müssen, wie seine Sicherheiten unterspült werden und sein Lebenshaus ins Tal hinunterdonnert.
Unsere natürlich-schweizerische Reaktion lautet: Sicherheit erhöhen. Bunker bauen, Vorräte an Nahrung und Trinkwasser anlegen. Das Sturmgewehr geladen und entsichert neben das Kopfkissen legen. Ein grosses Vermögen anhäufen, eine Alarmanlage ums Haus bauen. Den Schrebergarten mit Stacheldraht umzäunen, das Vorgärtchen einmauern. Niemand tritt mir zu nahe!
Jesus nimmt das Sicherheitsbedürfnis von uns Menschen ernst. Er sagt nicht: Wehe allen, die ihr Lebenshaus sicher bauen wollen. Interessant ist lediglich, dass sein Vorschlag für ein sicheres Lebenshaus so gar nichts mit unseren Sicherheitskonzepten zu tun hat.
Die Illustration vom Haus auf dem sicheren Felsen erzählt Jesus am Ende der Bergpredigt, die wir in Mt 5–7 nachlesen können. «Wer diese meine Worte hört und danach handelt» – der hat sein Haus auf massiven, sicheren Felsengrund gebaut. Was sind die Worte und Werte, die Jesus uns in der Berpredigt mitgibt? Eine kleine Auswahl:
Wer keine Schätze auf der Erde sammelt... (Mt 6,19)
Wer sich keine Sorgen um den nächsten Tag macht, um Kleidung oder Nahrung... (Mt 6,25-34)
Wer sich nicht rächt, sondern dem Feind die andere Wange hinhält... (Mt 5,30)
Wer sein Hab und Gut nicht gewaltsam festhält, sondern mehr gibt, als gefordert wird... (Mt 5,40-42)
Wer sich nicht nimmt, was er begehrt... (Mt 5,27-28)
...der baut sein Lebenshaus auf ein sicheres, sturmfestes Fundament, so der O-Ton von Jesus. Wir halten fest:
Jesus ist kein Schweizer.
Jesus empfiehlt uns ein Fundament, das in den Augen dieser Welt fantastische Unsicherheiten mit sich bringt. Was für Jesus ein felsenfestes Fundament zu sein scheint, ist für die Welt nichts mehr als rutschiger Sand.
Wer so lebt, wie es Jesus in der Bergpredigt vorschlägt, muss dem Vater im Himmel vertrauen, dass dieser ihm alles geben wird, was er zum Leben braucht. Das benötigt Mut und Vertrauen. Und es braucht eine Beziehung zu diesem Vater. Deshalb befindet sich in der strukturellen Mitte der Bergpredigt das bekannte «Unser Vater» mit der Bitte: «Unser tägliches Brot gib uns heute». Die Alternative zum Besorgt-Sein ist nicht der Fatalismus, sondern das Gebet (vgl. auch Phil 4,6)
Christen sind nicht die kopflosen Optimisten und auch nicht die sturen Fatalisten. Christen sind diejenigen, die den Worten und Verheissungen von Jesus glauben und danach handeln. Ein gutes Beispiel dafür ist Petrus, der auf dem Wasser geht (vgl. Mt 14,22–33):
«Gegen Ende der Nacht kam Jesus zu den Jüngern; er ging auf dem See. Als sie ihn auf dem Wasser gehen sahen, wurden sie von Furcht gepackt. »Es ist ein Gespenst!«, riefen sie und schrien vor Angst. Aber Jesus sprach sie sofort an. »Erschreckt nicht!«, rief er. »Ich bin’s. Ihr braucht euch nicht zu fürchten.« Da sagte Petrus: »Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen!« – »Komm!«, sagte Jesus. Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser auf Jesus zu.» (Mt 14,25–29)
Um auf dem Wasser zu gehen, braucht es mehr als Optimismus.
Um auf dem Wasser zu gehen, braucht es mehr als Optimismus. Petrus geht nicht aufgrund seines grossen Glaubens oder seiner übernatürlichen Fähigkeiten auf dem Wasser, sondern aufgrund der Aufforderung von Jesus: «Komm!» Diese Aufforderung gibt seinen Füssen festen Halt. Ich stelle mir vor, wie unter der Wasseroberfläche das Wort «Komm» in grossen Buchstaben steht - das ist das Fundament, auf dem Petrus stehen kann. Als er einige Verse später auf seine eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten schaut, geht er sang- und klanglos unter. Optimisten können nicht auf dem Wasser gehen (Pessimisten erst recht nicht!). Nur der Blick auf Jesus und das Vertrauen auf sein Wort halten Petrus buchstäblich über dem Wasser.
Zurück zur Bergpredigt. Vertraust du Gott, dass dieses Fundament hält? Dass Gott dich versorgt, genauso wie er für die Blumen und Vögel sorgt (Mt 6,25–34)? Dass er dem Bittenden gibt, den Suchenden finden lässt, dem Anklopfenden öffnet (Mt 7,7–8)? Dass er dich noch reicher beschenkt, als die besten irdischen Eltern es je zu tun vermögen (Mt 7,11)? Dann baust du dein Lebenshaus auf ein felsenfestes, unerschütterliches Fundament.
Action Step
Du benötigst eine Bibel und ein Notizbuch.
Lies die Bergpredigt durch (das dauert weniger lang, als du denkst. Die Bergpredigt ist kürzer als so manche Sonntagmorgenpredigt).
Notiere dir dabei, welche Aufforderungen deinem natürlichen Sicherheitsbedürfnis besonders widersprechen.
Komm darüber mit Gott ins Gespräch. Bitte ihn, dir neu Vertrauen zu schenken, dass sein Fundament hält und dass er zu seinem Wort steht.
Höre hin: Ruft dich Jesus in einem Bereich deines Lebens aufs Wasser? Wie reagierst du?
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