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Jona und die Walfreiheit

  • Autorenbild: Dave
    Dave
  • 15. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Die Geschichte von Jona ist bekannt: Der Prophet wird von Gott beauftragt, nach Ninive zu gehen und der Bevölkerung zu sagen, dass ihr böses Tun Gottes Aufmerksamkeit erregt hat. Sobald Jona den Auftrag Gottes erhalten hat, geht er los – allerdings nicht nach Ninive, sondern schnurstracks in die entgegengesetzte Richtung. Er ergreift die Flucht nach Tharsis. Genug weit entfernt – so denkt sich Jona – um aus Gottes Blickfeld zu verschwinden.


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Die Flucht gelingt zunächst, immerhin kommt Jona bis zum nächsten Hafen. Wir halten fest: Obwohl Jona mit aller Kraft versucht, Gottes Plan zu entfliehen, wird er weder vom Blitz getroffen noch von einem fussballgrossen Hagelkorn punktgenau erschlagen. Gott lässt ihm die Freiheit, eine falsche Entscheidung zu treffen.


Jona hat die Wahl. Die nimmt Gott ihm nicht weg. Gott programmiert Jonas freien Willen nicht um. Er zwingt ihn nicht mit dubiosen Methoden der Gedankenkontrolle dazu, gegen seinen Willen nach Ninive zu gehen. Er degradiert ihn nicht zu einem willenlosen Auftragserfüller. Jona hat die Wahl – aber Gott hat den Wal, wie wir sehen werden.

Jona hat die Wahl – aber Gott hat den Wal.

Zwar erreicht Jona sicher den Hafen und findet ein Schiff, das ihn nach Tharsis mitnimmt. Doch auf dem offenen Meer beginnen die Probleme: Gott lässt das Schiff in ein gewaltiges Unwetter kommen. Das Reiseziel ist schnell vergessen, nun versucht die gesamte Besatzung, mit dem Leben davonzukommen.


Nur Jona schläft tief und fest im Rumpf des Schiffs. Nachdem der Kapitän ihn geweckt und ihm mit dramatischen Worten den Ernst der Lage erklärt hat, erkennt Jona, dass das Unwetter seinetwegen über das Schiff hereingebrochen ist. Seine Wahl, vor Gott zu flüchten, hat ihn und die gesamte Mannschaft in Lebensgefahr gebracht. Deshalb bittet er die Besatzung, ihn über Bord zu werfen, um mit seinem Tod Gott zu besänftigen und so den Sturm zu stillen.


Mit einem lauten Platschen schlägt Jonas Körper auf der Oberfläche des sturmgepeitschten Meers ein. Das kalte Wasser umschliesst ihn von allen Seiten. Bei diesen Bedingungen spielt es keine Rolle, wie gut man im Schwimmkurs aufgepasst hat. Jonas sicherer Tod ist besiegelt.


Bis Gott mit seinem Wal aufkreuzt. Ich weiss, in der Bibel steht nicht «Wal» sondern «grosser Fisch». Aber mein Wortspiel funktioniert sonst nicht, und die geballte Kompetenz aller Kinderbibeln dieser Welt besagt eindeutig, dass es ein Wal war. Deshalb bleiben wir dabei!


Als Jona im tiefen Meer versinkt und zu sterben droht, sendet Gott einen Wal, der ihn verschluckt und so rettet. In diesem Moment hat Jona keinen anderen Wal – er wird verschluckt und drei Tage später wieder an Land ausgespuckt.


Wieder ergeht Gottes Auftrag an Jona und nun gehorcht er. Nur kurze Zeit später zieht ein merkwürdig nach Fisch riechender Prophet durch die Grossstadt Ninive und predigt Gottes Gericht. Der Rest ist Geschichte.


Warum schreibe ich das? Zum Teil sicher, weil ich den Humor eines Drittklässlers habe und in Ruhe meine Wortwitze machen will. Aber es gibt noch einen anderen Grund: Diese Geschichte kann eine Ermutigung sein für diejenigen, die dauernd Angst haben, den Willen Gottes für ihr Leben zu verpassen. Die sich vor (und nach!) jeder Lebensentscheidung tausendmal selbst hinterfragen aus Angst, aus dem Plan Gottes zu fallen.


Falls du das bist, können Jona und ich dir Mut machen: Du hast die Wahl – aber Gott hat den Wal. Er hat Mittel und Wege, dich wieder in seinen Plan zurückzuholen. Jona hat mit aller Kraft versucht, aus dem Willen Gottes zu fallen, aber er hat es nicht geschafft. Gottes Plan für dein Leben ist nicht so schmal wie ein ungekochtes Spaghettini, von dem du mit der kleinsten Fehlentscheidung unwiderruflich herunterfallen kannst. Gott rechnet deine Ecken, Kanten, Unzulänglichkeiten und sogar deinen zeitweiligen Ungehorsam mit ein – und kommt trotzdem mit dir ans Ziel. Klar, du kannst dich ihm so lange widersetzen, bis er deinen Willen respektiert und dich deine eigenen Wege gehen lässt. Aber die eine oder andere falsche Wahl in deinem Leben fängt Gott locker mit seinem Wal auf.

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