Hat dich der Titel provoziert? Gut. Unterordnung ist ein Reizwort. Die Lehre, dass sich die Frauen ihren Männern unterordnen sollen, kann jede Gemeinde und jede Kleingruppe an den Rand der Eskalation bringen. Fast kein anderes Thema steht so sehr im Konflikt mit dem Zeitgeist. Die weibliche Emanzipation gilt als eine der grössten gesellschaftlichen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte. Wer wagt es also noch, über Unterordnung in der Ehe zu reden?
Wer wagt es? Die Rebellen. Die Evangelikalen. Die Bibeltreuen. Diejenigen, die dem gesellschaftlichen Konsens stur entgegentreten. Diejenigen, die stolz darauf sind, dass in ihren Gemeinden noch von der Unterordnung der Frau gesprochen wird. Bei denen in der Ehe noch Zucht und Ordnung herrscht. Bei denen noch klar ist, wer der Herr im Haus ist.
Euch möchte ich zurufen: Ihr seid mir manchmal zu wenig bibeltreu. Was ihr als Unterordnung benennt, ist teilweise eher Unterdrückung. Ihr wollt in der Ehe das Kommando übernehmen? Meint ihr, eure Frauen haben einen Gefängniswärter geheiratet? Ihr wollt Macht ausüben, die alleinige Entscheidungsgewalt an euch reissen und immer das letzte Wort haben? Viel Glück in eurer Ehe!
Wenn du versuchst, Unterordnung in der Ehe zu erzwingen, wirst du auf verschiedene Reaktionen stossen.
Deine Frau fährt ihre Krallen aus. Du willst einen Machtkampf? Kein Problem, du kannst ihn haben! Konfliktfelder gibt es viele: Finanzen, Kindererziehung, Sexualität, Haushaltsarbeit. Und wenn sie nicht gestorben sind, streiten sie noch heute.
Deine Frau flüchtet. Sei es innerlich, indem sie sich von dir distanziert und unnahbar wird. Sei es äusserlich, indem ihr beide euch auseinanderlebt – bis zur Trennung.
Deine Frau erstarrt. Sie lässt deine Machtausübung über sich ergehen und wird zur kopflosen Ja-Sagerin. Du magst das verrückterweise sogar als Liebeserweis einordnen. Aber glaub mir, mein Freund: Das Erste, das deine Ehe verlassen wird, wenn du beginnst, Druck zu machen, ist die Liebe.
Diese Machtausübung gibt es auch in einer sehr frommen Variante. Ganz subtil weist du deine Frau mit den passenden Bibelversen darauf hin, dass sie sich unterzuordnen hat. Und wenn dich jemand als zu bibeltreu abstempelt, lächelst du. Was für ein schönes Kompliment.
Ich klage an: Du bist nicht bibeltreu genug!
Ich klage an: Du bist nicht bibeltreu genug! Du liest einseitig die Stellen, die an die Frauen gerichtet sind. Bist du eine Frau? Wenn nicht, dann gehen dich diese Stellen nichts an (ok, ich übertreibe). Konzentriere dich lieber darauf, was eigentlich deine Aufgabe als Mann wäre:
«Ordnet euch einander unter, wie es die Furcht vor Christus verlangt: Die Frauen seien ihren Ehemännern untertan, als gälte es dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, ebenso wie Christus das Haupt der Gemeinde ist, er freilich ist der Retter seines Leibes; dennoch, wie die Gemeinde dem Herrn Christus untertan ist, so sollen es auch die Frauen ihren Männern in jeder Beziehung sein. Ihr Männer, liebet eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich für sie dahingegeben hat, um sie zu heiligen, nachdem er sie durch das Wasserbad im Wort gereinigt hat, um so die Gemeinde für sich selbst in herrlicher Schönheit hinzustellen, ohne Flecken und Runzeln oder irgendeinen derartigen Fehler, vielmehr so, dass sie heilig und ohne Tadel sei. Ebenso sind auch die Männer verpflichtet, ihre Frauen wie ihre eigenen Leiber zu lieben. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst; es hat ja doch noch nie ein Mensch sein eigenes Fleisch gehasst, sondern jeder hegt und pflegt es, ebenso wie Christus es mit der Gemeinde tut.» – Eph 5,21–29
Die Hingabe an seine Gemeinde hat Jesus ans Kreuz gebracht!
Eheseminar auf Golgatha Die Bibel führt auf einen Weg jenseits von zwanghafter Unterdrückung und jenseits von zeitgeistlicher Anpassung. Sie führt zu Jesus und der Gemeinde. Und jetzt aufgepasst, Männer, hier kommt eure Aufgabe:
Ihr sollt eure Frauen lieben und euch für sie hingeben, wie Christus die Gemeinde geliebt und sich für sie hingegeben hat. Bevor ihr also ein forderndes Wort über Unterordnung sprecht, geht einmal auf den Hügel, auf dem der Mann am Kreuz hängt und stirbt. Wenn ihr wieder herunterkommt, werden wir sehen, ob es euch noch zum Lachen zumute ist. Meint ihr, ihr habt den einfacheren Part in der Ehe erhalten? Die Hingabe an seine Gemeinde hat Jesus ans Kreuz gebracht! Gott fordert von euch Jesus-mässige Selbstaufopferung. Wer den Text aus dem Epheserbrief gelesen und verstanden hat, knallt ihn nicht fordernd seiner Frau um den Kopf. Er fällt auf die Knie und bittet Gott inständig um Hilfe, dass er befähigt wird, zu lieben wie Jesus. Die erste Lektion im Eheseminar von Jesus findet auf Golgatha statt.
Eheseminar im Beautysalon Ich bin kein Spezialist für Beautysalons – ich habe noch nie einen betreten. Aber ich weiss genug darüber, um zu merken, dass Paulus in diesem Text die typische Beautysalon-Sprache spricht:
Wasserbad im Wort (V. 26)
Schönheit ohne Flecken und Runzeln (V. 27)
Den Körper hegen und pflegen (V. 29)
Das ist das, was Jesus tut: Er füllt das Badewasser auf und giesst die besten Bade-Öle hinein. Er holt fein duftende Salben hervor und pflegt seine Braut mit den teuersten Anti-Aging-Cremes. Jeden Fleck überdeckt er mit dem besten Make-Up. Er bringt Schönheit hervor!
Männer, das ist eure Aufgabe. Für die zweite Lektion im Eheseminar von Jesus müsst ihr einen Beautysalon betreten. Hier darf sich eure Frau hinsetzen und staunend dabei zusehen, wie ihr sie pflegt, schminkt und schmückt. Vielleicht mit Tränen in den Augen, weil es das erste Mal seit langer Zeit ist! Sie darf erleben, wie ihr ihr nicht den Kopf, sondern die Füsse wascht. Wie ihr nicht auf ihren Fehlern herumreitet, sondern ihre Flecken liebevoll zudeckt. Wie ihr nicht fordert und Macht ausübt, sondern dient. Es gibt im Königreich Gottes keine andere Art, zu führen (vgl. Joh 13).
Wie wäre es, wenn du von jetzt an die Initiative ergreifst und dafür sorgst, dass die Schönheit deiner Ehe zur Geltung kommt? Du könntest deiner Frau Blumen kaufen, einen Ehe-Abend organisieren oder sie mit Komplimenten eindecken. Das wäre bibeltreue Leiterschaft!
Wie wäre es, wenn du die geistliche Verantwortung in deinem Haus übernehmen würdest, indem du für deine Frau (und deine Kinder) betest? Das wäre bibeltreue Leiterschaft!
Wenn du so handelst, wird sich deine Frau gern unterordnen.
Ich bin alles andere als ein idealer Ehemann. Aber ich bin davon überzeugt: Wenn du so handelst, wird sich deine Frau gern unterordnen. Sie wird es schätzen, dass du die Initiative ergreifst und sie partnerschaftlich daran teilhaben lässt. Sie wird froh darum sein, dass du deinen Part übernimmst, und sie wird ihren eigenen Part viel einfacher übernehmen können. So werdet ihr zu einem Jesus-mässigen Team – partnerschaftlich, liebevoll, von Respekt geprägt.
Du bist am Ende dieses Textes angelangt. Warte nicht auf deine Frau, den ersten Schritt zu machen. Zwing sie nicht zur Unterordnung. Du bist der Mann, übernimm Verantwortung. Eröffne einen Beautysalon und dann los: an die Arbeit!
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