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Gott ist Liebe

Autorenbild: DaveDave

Aktualisiert: 14. Jan. 2020

Stell dir vor, du betest. Plötzlich befindest du dich in einem riesigen Vorraum. Grosse, wunderschön verzierte Türen sind zu deiner Linken und Rechten. Du kannst dir nicht vorstellen, wer sie je öffnen könnte. Über jeder Türe ist ein Schild angebracht, auf dem eine Eigenschaft Gottes steht. Neben dir steht ein grosser Engel. Freundlich fragt er dich: «Nun, welche Türe öffnen wir?» Du zeigst auf die Tür zu deiner Linken. Auf dem Schild steht: «Gottes Macht». Langsam schreitet der Engel zur Türe. Du läufst ihm gespannt hinterher. Der Engel öffnet die Türe nur einen Spalt weit. Doch was du siehst, lässt dich beinahe umfallen.

Unendliche Tiefe des Weltalls. Helles Licht strahlt dich an. Heisse Gaswolken schwirren umher. Felsbrocken rasen durch die Tiefen des Alls. Der Kosmos ist in Bewegung. Sterne, Planeten, Galaxien entstehen. Licht bricht hervor. Alles fügt sich zusammen. Und über allem: Gottes mächtige Stimme, die die Elemente ordnet und der Materie und Energie ihren Platz bestimmt. Die aus dem Chaos Schönheit hervorbringt.


Der Engel schliesst die Tür, schaut dich an und fragt: «Willst du noch mehr sehen?» Sprachlos nickst du. Er nimmt dich an der Hand, führt dich behutsam eine Türe weiter. Über ihr steht in grossen Lettern: «Gottes Herrlichkeit». Wieder öffnet sich die Türe nur einen Spalt weit.

«Unendliche Weite, und doch fühlt sich der Raum nicht leer an.»

Wieder helles Licht. Und doch ganz anders. Ein weiter Raum, tausende von Kilometern gross, doch mit menschlichen Massstäben gar nicht zu beschreiben. Unendliche Weite, und doch fühlt sich der Raum nicht leer an, sondern übervoll. Diese Fülle strömt dir entgegen und lässt dich rückwärts taumeln. Engel, Menschen und Wesen, die du noch nie gesehen hast, befinden sich in diesem Thronsaal, werfen sich nieder und beten den an, der auf dem Thron sitzt. Voller Ehrfurcht kniest du nieder. Gottes Herrlichkeit ist spürbar und sogar im Vorraum meinst du, sie mit den Händen greifen zu können. Mächtige Engel mit sechs Flügeln fliegen um den Thron herum. Obwohl sie weit weg sind, hörst du laut und deutlich ihren durchdringenden Ruf: «Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen! Die ganze Erde ist voll von seiner Herrlichkeit!» Der Engel schliesst die Türe. Du kniest noch immer im Vorraum. Er lässt dir Zeit, bevor er dich sanft an der Schulter anfasst und aufrichtet. «Und nun», sagt er, «zeige ich dir die Liebe Gottes.»


Ganz benommen stehst du auf. Der Engel führt dich zur nächsten Tür. Langsam gewöhnen sich deine Augen wieder an die Lichtverhältnisse im Vorraum. Du entzifferst die Schrift über der Tür: «Gottes Liebe». Was wird dich erwarten? Welche umwerfende Szene wirst du sehen? Der Engel geht zur Tür, und instinktiv schliesst du deine Augen, um nicht geblendet zu werden. Als du sie vorsichtig wieder öffnest, siehst du, dass der Engel die Tür ganz geöffnet hat. Kein helles Licht strahlt dich an. Keine laute Stimme ertönt. Der Engel ist bereits durch die Tür auf den staubigen Weg getreten, der sich dahinter auftut. Verwirrt läufst du ihm nach. Mit grossen Schritten geht der Engel voraus, du musst dich beeilen, dass du ihm folgen kannst. Der Weg führt an einer alten Mauer aus hellbraunen Steinen entlang. Olivenbäume sind fast bis an die Mauer gepflanzt, der schmale Weg schlängelt sich dazwischen hindurch. Dann zweigt der Weg ab und weitet sich, der Engel bleibt stehen. Vor dir siehst du einen steinigen Hügel. Karg steht er da, inmitten der Felder. Die Stadt ist in Sichtweite. Der Engel geht weiter, direkt auf den Hügel zu. In mehreren Kurven schlängelt sich der Weg empor.

«Nur noch eine Weile», sagt er, «nur noch einen Moment.»

Du vernimmst Lärm. Auf dem Hügel steht eine grosse Menschenmenge. Alles schreit wild durcheinander. Menschen weinen. Andere johlen und ballen ihre Fäuste gegen den Himmel. Der Engel führt dich mitten durch die Menschenmenge hindurch. In der Mitte bleibt er stehen. Tief in den nackten Fels gerammt stehen vor dir drei Kreuze. Du stehst vor dem Kreuz in der Mitte. Dort hängt ein Mann, der mit dem Tod kämpft. Er leidet, bäumt sich auf und sinkt wieder in sich zusammen. Er schreit Worte zum Himmel, die du nicht verstehst. Die Menschen um das Kreuz herum lachen nur. Erschrocken willst du dich abwenden. Was soll diese Szene? Vorher war es doch so schön, so herrlich. Und nun das! Du wünschtest, du könntest weggehen, doch der Engel hält dich behutsam fest. «Nur noch eine Weile», sagt er, «nur noch einen Moment.»


Du richtest deinen Blick wieder auf den Mann. Keuchend versucht er zu atmen. Blut tropft von der Dornenkrone auf seinem Kopf. Auch von den Nägeln in seinen Händen und Füssen tropft Blut. Nun schaut er dir direkt in die Augen. Dieser Blick. Du kennst ihn. Es ist der Blick, der beide Male auf dir ruhte, als du in die anderen Räume hineinsehen durftest. Es ist der Blick des mächtigen und herrlichen Gottes. Er schaut dich an. Die Liebe selbst.


Am Kreuz stehen wir vor dem Geheimnis der Liebe Gottes. Hier geschieht das Unbegreifliche: Jesus, der Sohn Gottes, stirbt für uns und zeigt uns dadurch seine Liebe. Wenn wir erkennen wollen, was Liebe ist, kommen wir am Kreuz nicht vorbei. Es ist der Ausgangspunkt der Offenbarung der Liebe Gottes zu uns.

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