«Wie nun aber jemand darauf weiterbaut – ob mit Gold, Silber, Edelsteinen, Holz, Schilfrohr oder Stroh –, das wird nicht verborgen bleiben.» (1. Kor 3,12–13a)

Wer ist verrückt genug, ein Haus aus Gold, Silber und Edelsteinen zu bauen? Mit nur einem Kilogramm Gold könnte man eine Holzhütte bauen, die jedem Schrebergärtner heisse Freudentränen ins Gesicht treiben würde. Menschlich gesehen ist es sinnlos, mit so kostbaren Materialien zu bauen.
Warum also schlägt Paulus vor, dass wir für den Bau der Gemeinde – denn darum geht es in diesem Textabschnitt – mit so lächerlich luxuriösen Baumaterialien hantieren? Würde es nicht viel schneller gehen, wenn wir unsere Gemeinden mit einigen Holzplatten hochziehen und mit Stroh überdachen würden? Und wäre es nicht viel gemütlicher, in einem Holzbau zu wohnen als in einem kühlen Raum aus Gold und Silber?
Herzlichen Dank für die Fragen, ich versuche sie zu beantworten, indem ich eine Gegenfrage stelle: Wem muss die Gemeinde gefallen – den Menschen oder Gott?
Gott ist von grossen Bauwerken, von menschlicher Grösse und Weisheit nicht beeindruckt. Die Weisheitsgebäude der Korinther beeindruckten ihn nicht. Sie waren gross vor den Menschen, aber nicht gross vor Gott. Paulus rät uns, den Hausbau vom Ende her zu denken. Das Gebäude (und Paulus meint hier natürlich keine Kirchengebäude, sondern nutzt eine Metapher) muss nicht vor den Menschen gross dastehen, sondern vor Gottes Gegenwart bestehen können. Besser klein, unscheinbar, aber dafür feuerfest:
«Der Tag des Gerichts wird bei jedem ans Licht bringen, welches Material er verwendet hat. Denn im Feuer des Gerichts wird das Werk jedes Einzelnen auf seine Qualität geprüft werden.» (1. Kor 3,13)
Freunde, nehmt euch vor diesem Gott in Acht. Er zündet die Gemeinde an. Er ist der Endgegner der Kirche. Wir dachten immer, der Teufel sei unsere grösste Gefahr. Aber vom Teufel lesen wir nirgends, dass er unsere Gemeinde in Brand setzen wird – von Gott schon.
Gott ist der Endgegner der Kirche.
Und das muss gar nicht das Feuer seines Gerichts sein. «Gericht» kommt in unserem Vers zwar zweimal vor, aber lediglich in der deutschen Übersetzung (NGÜ). Im griechischen Grundtext steht nichts von Gericht. Nicht «der Tag des Gerichts», sondern einfach «der Tag». Nicht das «Feuer des Gerichts», sondern einfach das «Feuer».
Natürlich schwingt beim Tag der «Gerichtstag» mit, aber das Feuer muss nicht erst am Gerichtstag kommen. Gott will heute schon unter uns wohnen. Es könnte auch das Feuer seiner Erweckung, seiner Herrlichkeit sein.
Ist dir auch schon aufgefallen, dass Gold, Silber und kostbare Edelsteine die Baumaterialien eines Tempels sind? Wir sind Gottes Tempel, der Ort, an dem Gottes Herrlichkeit wohnt! Die Gemeinde soll der Ort sein, der Gott beherbergt.
Der Jerusalemer Tempel war nie als Einfamilienhaus konzipiert. Er wurde als Wohnort Gottes designt – und als Begegnungsort Gottes mit den Menschen. Das heisst: Gemeinde ist nicht der Ort, an dem Menschen es möglichst gemütlich haben miteinander, sondern der Ort, an dem der lebendige Gott mit den Menschen wohnen möchte. Wenn wir Gemeinde für Menschen bauen, mit Menschen im Mittelpunkt, in der ständigen Angst darum, Menschen zu verlieren, mit der ständigen Frage, was die Menschen wollen, was für sie akzeptabel ist, wie es ihnen am wohlsten ist, dann bauen wir zwar ein gemütliches Holzhaus, aber keinen Tempel. Dann bauen wir einen Ort, an dem es Menschen wohl ist, Gott aber nicht. Eine Kirche, die alles den Menschen unterordnet, hört auf, Kirche zu sein. Weil sie über ihrer Menschenliebe Gott vergisst.
Trotzdem ist der Tempel, den Gott sich vorstellt, kein kühler, steriler Raum. Wenn wir Gemeinden bauen, in denen Gott sich wohlfühlt, dann werden sich Menschen in seiner Gegenwart ebenfalls wohlfühlen, weil Gott – Hand aufs Herz – ein menschenfreundlicher, liebender Gott ist (singen wir Schweizer einmal jährlich). Gott hat gerne Menschen um sich herum. Der Tempel ist nicht Gottes exklusiver Privatraum. Gott schafft Lebensräume für Menschen in seiner Gegenwart. Das beginnt im Garten Eden und endet im Neuen Jerusalem. Er liebt es, wenn Menschen in seiner Gegenwart wohnen und aufblühen.
Er liebt es, wenn Menschen in seiner Gegenwart wohnen und aufblühen.
Wir halten fest: Gott sendet sein Feuer nicht, um unsere Arbeit zu zerstören, sondern es wird geprüft, ans Licht gebracht, offenbart, erprobt. Gott stellt sorgfältig fest, ob diese Gemeinde, dieses Haus, das wir da für ihn gebaut haben, ihn aushält.
Das ist typisch Gott. Wenn er im Alten Testament eine Bauabnahme für die Stiftshütte oder den Tempel machte, füllte er ihn kurzerhand mit seinem Rauch, mit seiner Herrlichkeitswolke. Wir müssen ihm gar nicht böse sein, er kann nichts dafür! Unser Gott ist schliesslich ein verzehrendes Feuer.
Aber wir können nicht eine Strohhütte voller Kompromiss und Unreinheit bauen und dann Gott bitten, dass er das Feuer seiner Erweckung sendet. So funktioniert das nicht. Baust du für Menschen oder für Gott? Baust du deinen Beitrag zur Gemeinde und zum Reich Gottes mit dem Motiv, wichtig und angesehen zu sein? Damit Leute sagen: «Ich gehöre zu (füge deinen Namen ein)»? Baust du für dich und deinen Namen? Davon wird nur ein rauchender Aschehaufen übrigbleiben. Nichts davon wird Bestand haben.
Was ist in Gottes Augen wertvoller: ein Wolkenkratzer aus Holz (viele Leute, grosser Zuwachs, ein riesiges Movement, tausende Likes) oder eine kleine Hütte aus Gold (echte Hingabe, kompromissloser Nachfolge, Liebe zu Gott und den Menschen)? Ich glaube, wir werden uns noch wundern, welche angesehenen und berühmten Leiter am Schluss mit einem Aschehaufen dastehen und welche Nobodies wirklich mit Gold, Silber und Edelsteinen gebaut haben.
Was ist in Gottes Augen wertvoller: Ein Wolkenkratzer aus Holz oder eine kleine Hütte aus Gold?
Der Text aus 1. Kor 3 sagt uns nicht, was diese Baumaterialien im Einzelnen bedeuten. Stehen das Holz, Schilfrohr, Stroh für die menschliche Weisheit, wie es bei den Korinthern ein Problem war? Für Menschengefälligkeit und Menschenfurcht? Für geistliche Unreife, für Sünde, Stolz, Kompromiss? Und Gold, Silber und Edelsteine für Reinheit, Gottes Heiligkeit und Herrlichkeit, Gottes reine Liebe, wie sie in 1. Kor 13 zum Ausdruck kommt? Ich vermute, dass es diesen Linien entlang geht, aber der Text geht hier nicht ins Detail.
Aber die Grundfrage, die ganz deutlich zum Vorschein kommt, ist: Für wen bauen wir dieses Haus namens Gemeinde? Für Gott oder für die Menschen? Der Text gibt eine deutliche Antwort: die Gemeinde existiert für Gott. Gott soll unter uns wohnen. Er soll sich wohlfühlen. In diesem Sinn: frohes Bauen!
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