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AutorenbildDave

Der Gott mit dem Messer in der Hand

Stell dir vor, du stehst in einem Operationssaal. Die Wände sind hell gestrichen, jeder Winkel des Raumes ist perfekt ausgeleuchtet. Der typische sterile Krankenhausgeruch liegt in der Luft. Vor dir steht Gott. In seiner Hand hält er ein scharfes Skalpell. Als du ihn fragend anschaust, zeigt er mit dem Skalpell direkt auf deine Brust und sagt: «Es geht um dein Herz.»



«Und der Herr wird dir und deinen Nachkommen das Herz beschneiden, damit du den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen und mit ganzer Seele liebst um deines Lebens willen.» – Dtn 30,6


Im Alten Testament wurden alle männlichen Israeliten an der Vorhaut beschnitten. Ein schmerzhafter Prozess, von dem man sich mehrere Tage lang erholen musste (vgl. 1 Mo 34,25). Die äusserliche Beschneidung kennzeichnete Israel als Bundesvolk. Die Herzensbeschneidung geht noch viel tiefer als die Beschneidung der Vorhaut. Sie ist ein Instrument, das Gott wählt, um unsere Liebe stärker zu machen. Gott schneidet heraus, was die Liebe hindert. Stolz, Bitterkeit und Hass können nicht lieben. Diese Dinge müssen aus deinem Herzen heraus.

Gott schneidet heraus, was die Liebe hindert.

Aber wer ist wahnsinnig genug, sich freiwillig einer Operation am offenen Herzen zu unterziehen? Wer würde zulassen, dass ihm ein Teil des Herzens herausgeschnitten und entfernt wird? Und woher weiss ich, dass dieser Gott es gut meint? Darf er mit dem Messer in der Hand Zugang zu meinem Herz haben? Vertraue ich ihm, dass der nur das Böse herausschneidet und mich nicht unnötig verwundet?


Wer ist der Operateur?

Das Gottesbild ist hier entscheidend. Einem Gott, der nur nett und lieb ist, der mein Leben sanft absegnet und alle meine Sünden respektvoll ignoriert, gebe ich keinen Zugang zu meinem Herzen. Ich würde ihn nicht einmal als Gott erkennen, wenn er mit dem Messer in der Hand vor mir stehen würde. Wer will schon von einem alten Samichlaus operiert werden?


Ebenso wenig würde ich einem Gott vertrauen, der Böses im Sinn hat oder mir vielleicht schaden will. Der sich selbst nicht unter Kontrolle hat und die Situation schnell eskalieren lässt. Der sich während der Operation so sehr über die kranken Anteile meines Herzens aufregt, dass er mich lieber kurzerhand sterben lässt.

Gott ist es wichtiger, dass wir zur Liebe befähigt werden, als dass wir ein schmerzfreies Leben haben.

Aber einem Gott, der Liebe ist, kann ich vertrauen. Er sucht auch in den schmerzhaften Lebensprozessen mein Bestes. Er ist der Weingärtner, der die Reben zurechtschneidet, damit sie noch mehr Frucht bringen (vgl. Joh 15,2). Er belässt mich nicht in meinem Zustand – das wäre keine Liebe! Jede Operation ist ein tiefer Eingriff in den Körper. Die Herzensbeschneidung ist eine göttliche Operation an unserer Seele und unserem Geist. Das mag schmerzhaft sein. Aber Gott ist es wichtiger, dass wir zur Liebe befähigt werden, als dass wir ein schmerzfreies Leben haben. Er ist darauf bedacht, Unnötiges und Sündhaftes abzuschneiden, damit die Frucht umso stärker wächst.


Die Liebe wächst

Die Frucht, die in Dtn 30,6 genannt wurde, ist die Liebe. Wenn in deinem Herzen Wildwuchs herrscht, kann die Liebe nicht wachsen. Die Liebe ist kein starkes Unkraut, das sich einfach durchsetzt. Sie benötigt Zeit, Raum und Ruhe. Ein Herz, das von Gott beschnitten wurde, mag zuerst bluten. Aber danach bringt es Liebe hervor. Dankbarkeit gegenüber dem Operateur. Eine neue Leichtigkeit ohne das kranke Gewebe und den alten Ballast des Herzens. Und aus dieser Liebe fliesst neues Leben: «du wirst den Herrn lieben um deines Lebens willen.»


Was wir oft nicht realisieren, wenn wir im Operationssaal stehen: Wir sind unheilbar krank. Die Sünde zerfrisst bereits unser Herz und unsere Seele. Der Tod hat bereits begonnen. Diese Operation ist unsere einzige Chance.


In der Geschichte der Menschheit hat sich noch nie jemand selbst am Herzen operiert und überlebt. Du wirst nicht der Erste sein. Das ist auch nicht deine Aufgabe. Gott ist derjenige, der die Herzen beschneidet. Die Frage ist: Wirst du auf dem Operationstisch Platz nehmen, wenn er mit dem Messer in der Hand vor dir steht?

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