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Die Sprache des Königreichs

Aktualisiert: 23. Juni 2021



«Ich habe wahrlich den mannigfaltigen Eindruck, dass es gerade jetzt ‹dran› ist.» Das ist fromme Sprache und darum wird es in diesem Text nicht gehen. Fromme Sprache ist schnell und problemlos erlernt. Ein paar religiöse Worte hier, ein Halleluja dort – das geht locker ohne den Heiligen Geist.


Worum geht es dann? Jesus brachte nicht eine neue Religion, sondern ein Königreich. In dieses Königreich werden wir eingebürgert, wenn wir zum Glauben an ihn kommen (Phil 3,20). Es ist ein eigenes, unsichtbares, über die ganze Welt verteiltes Land. Das Königreich ist kein Stück Erde, sondern ein Stück Himmel auf Erden. Wie jedes Land hat auch das Königreich Gottes eigene Gesetze, eine eigene Regierung, eine eigene Kultur, ein eigenes ökonomisches System und eben auch eine eigene Sprache. Darauf möchte ich heute hinaus: Was ist die Sprache des Königreichs? Wie reden wir Königreichisch?

Das Königreich ist kein Stück Erde, sondern ein Stück Himmel auf Erden.

Königreichisch ist eine Meta-Sprache. Sie besteht nicht aus komplizierten, religiös aufgeladenen Worten, sondern sie setzt sich aus der jeweiligen Landessprache zusammen. Und trotzdem: Wer in dieser Sprache spricht, macht damit deutlich, dass er einem anderen Land angehört: dem Königreich Gottes.


Jesus und die Sprache des Königreichs

Jesus ist Sprache extrem wichtig. Ich belege das anhand von drei Beispielen aus der Bergpredigt:


«Ihr habt gehört, dass den Alten geboten worden ist: ‹Du sollst nicht töten›, wer aber tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich dagegen sage euch: Wer seinem Bruder auch nur zürnt, der soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder ‹Dummkopf› sagt, soll dem Hohen Rat verfallen sein; und wer ‹du Narr› zu ihm sagt, soll der Feuerhölle verfallen sein.» (Mt 5,21–22)


Vermutlich ist noch nie jemand tot umgefallen, als du ihn mit Worten fertiggemacht hast. Das sollte uns zu denken geben, denn es bedeutet, dass sich der Tod unbemerkt einschleicht. Mord war früher «nur» eine Tat. Mit Jesus wird Mord eine Frage der Herzenshaltung und der Wortwahl. Deine Worte können eine Kultur des Lebens oder eine Kultur des Todes erschaffen: «Tod und Leben stehen in der Macht der Zunge» (Spr 18,21). Worte schaffen eine Umgebung, in der Menschen emotional aufblühen oder sterben.

Vermutlich ist noch nie jemand tot umgefallen, als du ihn mit Worten fertiggemacht hast. Das sollte uns zu denken geben.

Ich war in der Schule nie ein Aussenseiter. Und doch weiss ich heute noch, welche Schimpfwörter über mir ausgesprochen wurden, als ich noch ein Primarschulkind war. Vermutlich völlig unbedacht und nicht ernst gemeint. Und doch blieben diese Worte hängen. Das bedeutet nicht, dass ich unter diesen Worten bleiben muss und sie mein Leben prägen dürfen. Aber es zeigt auf, welche Macht Worte haben. Wie muss das erst sein für Kinder, die systematisch gemobbt werden oder die zu Hause nie ein Wort der Anerkennung erhalten haben?


Wir machen es uns viel zu einfach, wenn wir lediglich die beiden Worte «Dummkopf» und «Narr» aus unserem Wortschatz streichen, um dann mit anderen Begriffen – vielleicht subtiler – negativ über unsere Mitmenschen herzuziehen. Es geht darum, Jesus radikal ernst zu nehmen: Das Königreich Gottes spricht eine Sprache, die nicht von dieser Welt ist. Und wenn du dich wie ein Bürger des Königreichs verhalten willst, musst du lernen, in der Kraft des Heiligen Geistes die Königreichs-Sprache einzuüben. Eine Sprache zu lernen, ist streckenweise anstrengend. Aber wenn es nichts in dir gibt, das eine Sehnsucht danach hat, diese Königreichs-Sprache zu lernen und alte Sprachmuster zu überwinden, dann steht deine Einbürgerung ins Reich Gottes vielleicht erst noch bevor. Klingt hart, ist aber so. Mobbing, negatives Hinten-durch-Reden und Beschimpfung haben im Königreich genau gar keinen Platz.

Mobbing, negatives Hinten-durch-Reden und Beschimpfung haben im Königreich genau gar keinen Platz.

«Ihr habt weiter gehört, dass den Alten geboten worden ist: ‹Du sollst nicht falsch schwören, sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen!› Ich dagegen sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupte sollst du nicht schwören, denn du vermagst kein einziges Haar weiss oder schwarz zu machen. Eure Rede sei vielmehr ‹ja ja – nein nein›; jeder weitere Zusatz ist vom Übel.» (Mt 5,33–37)


Jesus legt Wert auf eine Reduktion der Sprache. Dein «Ja» und dein «Nein» sollen ein Gewicht haben, als würdest du beim Himmel, der Erde und der heiligen Stadt Jerusalem schwören – so machtvoll sollen diese kurzen Worte sein. Und das mitten in einer Welt, die täglich Versprechen macht, die sie nicht halten kann oder sich wenige Monate später nicht einmal mehr daran erinnert.


«Ihr habt gehört, dass geboten worden ist; ‹Du sollst deinen Nächsten lieben, und deinen Feind hassen!› Ich dagegen sage euch: Liebet eure Feinde und betet für eure Verfolger, damit ihr euch als Söhne eures himmlischen Vaters erweist. Denn er lässt seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und lässt regnen auf Gerechte und Ungerechte.» (Mt 5,43–44)


Spätestens hier wird deutlich, dass die Sprache des Königreichs mit intellektueller Anstrengung nicht zu meistern ist. Für die eigenen Verfolger beten – ernsthaft, Jesus? Kein Mensch will das aus eigenem Antrieb! Fromme Sprache versagt hier völlig, weil sie nur äusserliche Begriffe verändert, aber das Herz des Menschen unverändert lässt. Wir benötigen eine übernatürliche Kraft und einen himmlischen Lehrer, der uns befähigt, die Königreichs-Sprachhürden zu meistern. Beides finden wir im Heiligen Geist.


Der Überlauf des Herzens

Die Sprache des Königreichs hat primär mit dem Herzen zu tun. Jesus selbst spricht davon: «Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund.» (Mt 12,34). Längerfristig kommt oben nur raus, was sich im Herz befindet. Der Mund ist der Überlauf des Herzens.


Ich bin ehrlich: Besonders unter Druck kommt es oft vor, dass Worte meinen Mund verlassen, die auf Hass und Ungeduld in meinem Herzen schliessen lassen. Jedes Mal, wenn das vorkommt, ist es eine Einladung von Jesus an mich, die Herzensprobleme anzugehen. Lediglich einige Worte zu ändern, würde mich nicht über Symptombekämpfung hinausbringen. Es geht ums Herz. Und Jesus ist Experte fürs Herz.

Jesus ist Experte fürs Herz.

Deine Worte sind ein guter Gradmesser für das, was sich im Herzen befindet. Hör dir selbst mal zu, wie du redest. Wenn du merkst, dass aus deinem Mund regelmässig üble Nachrede, zynische Witze, Eifersucht oder Hass rauskommen, dann bring Jesus dein Herz und bitte ihn, dass er diese giftigen Wurzeln aus deinem Herzen herausoperiert.


Wie bei jedem Sprachkurs gilt: Geduld ist gefragt. Eine neue Sprache lernt man nicht von heute auf morgen. Und wenn das Herz auch noch mit im Spiel ist, benötigt die Sprachschule umso mehr Zeit. Aber ich möchte dich herausfordern, gegenüber alten Sprachmustern eine Nulltoleranzstrategie zu fahren. Ein erster Schritt könnte sein, dass du dich mit Gottes Hilfe bewusst gegen negative Rede entscheidest. Dass du aufstehst, und nicht mehr duldest, dass Eifersucht dein Leben bestimmt. Dass du nicht mehr akzeptierst, dass Hass in deinem Herzen und in deinen Worten Raum einnehmen darf.


Bist du dabei? Irgendwo muss man anfangen.

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