»Und ihr«, fragte Jesus, »für wen haltet ihr mich?« Simon Petrus antwortete: »Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!« Darauf sagte Jesus zu ihm: »Glücklich bist du zu preisen, Simon, Sohn des Jona; denn nicht menschliche Klugheit hat dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Deshalb sage ich dir jetzt: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und das Totenreich mit seiner ganzen Macht wird nicht stärker sein als sie.« (Mt 16,15–18)
Dieser Vers ist so etwas wie die Gründungsurkunde der Gemeinde von Jesus: «Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde (Ekklesia) bauen». Das Wort Ekklesia wurde nicht von Jesus erfunden. Es ist die Versammlung der Bürger einer Stadt, die beschlussfähig ist und Entscheidungen treffen kann. Eine solche Gemeinschaft, eine Versammlung schwebt Jesus vor: «Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinschaft, meine Versammlung bauen». Eine verschworene Jesusgemeinschaft. Die Bundesversammlung, das versammelte Volk des Neuen Bundes aus Juden und Heiden. Das hat Jesus im Sinn. Das ist, was Gemeinde ist.
Und bevor ich weiterschreibe: Lass uns hier kurz innehalten. Gemeinde ist nicht die Versammlung von Menschen, die sich gemeinsam auf den Weg machen, um Gott zu begegnen. Nicht eine Gemeinschaft von Menschen mit einem Interesse für Jesus, sondern es ist eine Gemeinschaft von Jesus. Eine Gemeinschaft, die Jesus selbst gewünscht und geschaffen hat. Jesus ist nicht der gern gesehene Gast. Er ist der Gastgeber. Gemeinde ist nicht eine menschliche Initiative, sondern eine göttliche. Jesus will eine Community. Er will Menschen um sich scharen.
Aber wie möchte Jesus das anstellen? Wo wird er damit beginnen? Jesus sagt es:
«Du bist Petrus, und auf diesen Felsen…werde ich meine Gemeinde (Ekklesia) bauen.» (Mt 16,18)
Als Protestant getraue ich mich fast nicht, diesen Vers zu zitieren. Es grenzt an ein Wunder, dass diese Worte in der Bibelübersetzung von Martin Luther nicht kleiner gedruckt oder ganz rausgestrichen wurden. Für uns Evangelische ist dieser Vers heikel, weil damit in der der römisch-katholischen Kirche das Papsttum begründet wird.
Aber das ist nicht das, was der Vers meinen muss. Wir dürfen auch als Evangelische von ganzem Herzen diesem Vers zustimmen. Das Petrusbekenntnis von Jesus folgt auf das Christusbekenntnis von Petrus zwei Verse zuvor:
«Simon Petrus antwortete: »Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!«» (Mt 16,16)
Diese beiden Bekenntnisse gehören zusammen. Jesus baut seine Gemeinde auf Menschen, die vom Vater eine Offenbarung über ihn als Messias und Sohn Gottes erhalten haben. Er baut seine Gemeinde auf Menschen, die von dieser Wahrheit ergriffen sind: Jesus, du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes. Das sind die «Felsen», das ist das Fundament, das er wählt. Das ist Petrus im Speziellen und die Apostel im Allgemeinen, aber er baut seine Gemeinde auch heute noch auf unsere Offenbarung und unser Bekenntnis zu Jesus Christus.
Jesus baut seine Gemeinde auf Menschen, die vom Vater eine Offenbarung über ihn erhalten haben.
Diese Begebenheit spielte sich in Cäsarea Philippi ab, vermutlich einige Monate vor Tod, Auferstehung und Himmelfahrt von Jesus. Noch war die Zeit der Gemeinde nicht gekommen. Jesus schärfte seinen Jüngern ein, diese Offenbarung über ihn noch nicht zu teilen (vgl. Mt 16,20). Die Tatsache, dass Jesus der Messias ist, blieb monatelang ein gut gehütetes Geheimnis.
Das Geheimnis wird gelüftet
Wenn wir in der Geschichte weiterblättern, kommen wir an Tod, Auferstehung und Himmelfahrt von Jesus vorbei und landen in der Apostelgeschichte. Diese beginnt mit der Ausgiessung des Heiligen Geistes (Apg 2) und mit einer feurigen Pfingstpredigt von keinem geringeren als – Simon Petrus. Petrus predigt vor versammelter und sehr ratloser Schar über die Augiessung des Heiligen Geistes und die Auferstehung von Jesus Christus). Seine Pfingstpredigt endet mit dem Satz:
«Es steht also unzweifelhaft fest, und ganz Israel soll es erkennen: Gott hat Jesus zum Herrn und Messias gemacht – den Jesus, den ihr gekreuzigt habt.» (Apg 2,36)
Jetzt ist es gesagt. In Matthäus 16 hatte Petrus erkannt, dass Jesus der Messias ist, aber noch musste er es für sich behalten. Nun ist die Zeit gekommen, dass alle Welt es hört: Jesus ist der Messias! Das Geheimnis ist gelüftet, es ist öffentlich gemacht worden. Mit lauter Predigerstimme hat es Petrus in die Strassen Jerusalems herausgerufen.
Und was passiert in der Apostelgeschichte als nächstes? Wenn wir Matthäus 16 und die Verheissung an Petrus kennen, sollten wir nicht überrascht sein: Es passiert genau das, was Jesus prophetisch angekündigt hat. Nachdem Petrus sein Bekenntnis zu Jesus als dem Messias laut ausgesprochen hat, baut Jesus seine Gemeinde:
«Die Zuhörer waren von dem, was Petrus sagte, bis ins Innerste getroffen. »Was sollen wir jetzt tun, liebe Brüder?«, fragten sie ihn und die anderen Apostel. »Kehrt um«, erwiderte Petrus, »und jeder von euch lasse sich auf den Namen von Jesus Christus taufen! Dann wird Gott euch eure Sünden vergeben, und ihr werdet seine Gabe, den Heiligen Geist, bekommen.« [...] Viele nahmen die Botschaft an, die Petrus ihnen verkündete, und ließen sich taufen. Durch Gottes Wirken wuchs die Gemeinde an diesem Tag um etwa dreitausend Personen.» (Apg 2,37-38.41)
Von wenigen 100 Jesus-Nachfolgern zu einer mehr-als-3'000-Personen-Mega-House-Church. Hier startet mit grossem Paukenschlag die Ekklesia als übernatürliches Wirken Gottes. Es passiert das, was Jesus vorausgesagt hatte: Er baut seine Gemeinde auf Menschen, die vom Vater eine Offenbarung über ihn als Messias und Sohn Gottes erhalten haben.
Nun spulen wir nochmals zurück zur Verheissung von Jesus an Petrus in Matthäus 16. Ich möchte zwei Dinge herauspicken, die mir wichtig erscheinen:
«Deshalb sage ich dir jetzt: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und das Totenreich mit seiner ganzen Macht wird nicht stärker sein als sie.» (Mt 16,18)
Jesus sagt: «Ich will meine Ekklesia bauen». Und im Anschluss an die Pfingstpredigt lesen wir: «Der Herr aber fügte täglich solche, die gerettet wurden. zu festem Anschluss hinzu»(Apg 2,47). Gemeinde ist nicht etwas, was du baust – auch nicht dein Pastor oder deine Gemeindeleitung, auch nicht dein neustes Gemeindebaukonzept oder -konferenz. Jesus selbst baut die Gemeinde. Ich finde das unglaublich entlastend. Wir können einen Verein gründen, Mitglieder anwerben, Strukturen organisieren, ein Programm auf die Beine stellen. Das ist alles gut und recht – aber eine Gemeinde bauen, die stärker ist als die Macht des Totenreichs, eine Gemeinde, die die Pforten des Hades überwindet: das kann nur Jesus. Und er kann es nicht nur, er will es auch. Er will es von ganzem Herzen! Wir bauen Vereine. Jesus baut eine Gemeinde.
Jesus baut seine Gemeinde nicht ohne uns, sondern auf uns. Jesus baut seine Gemeinde auf Menschen, die vom Vater eine Offenbarung über ihn – über Jesus – erhalten haben. In dem Mass, in dem unsere Offenbarung von Jesus wächst und unsere Beziehung zu ihm, wächst unsere Gemeinde.
Wir bauen Vereine. Jesus baut eine Gemeinde.
Wir brauchen viel mehr Offenbarung über Jesus. Wir müssen ihn in der Tiefe kennen, als Person, nicht als Theorie. Da gibt es noch so viel mehr zu entdecken. In Jesus sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen. Wenn wir wollen, dass Jesus seine Gemeinde in unserem Land baut, dann brauchen wir nicht primär eine weitere Konferenz, sondern eine neue, tiefe Offenbarung von Jesus in seiner ganzen Fülle. Darauf baut er seine Gemeinde.
Je mehr du Jesus persönlich kennenlernst, desto stärker wächst deine Faszination für ihn. Offenbarung von Jesus kannst du nicht produzieren, es ist etwas, was der Vater schenkt. Aber du kannst dein Herz dafür öffnen, dass er sich dir in seiner ganzen Fülle zeigt. Du kannst – wie es Paulus immer wieder macht in seinen Briefen – bitten um den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst. Du kannst beten, dass du die alle Erkenntnis übersteigende Liebe Christi erkennst und erfüllt wirst mit der ganzen Fülle Gottes (vgl. Eph 1,17-23). Und du kannst dir Zeit nehmen, Jesus tiefer kennenzulernen.
Action Step
Stell dir vor, Jesus steht vor dir und fragt dich: «Und du? Für wen hältst du mich?» Was würdest du ihm persönlich antworten? Schreibe deine Antworten auf.
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