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  • AutorenbildDave

Die Sonne ausknipsen

Klick! – jemand hat soeben die Sonne ausgeknipst. Man merkt es nur noch nicht, da es einen Moment dauert. Aber in acht Minuten könnte es ziemlich dunkel und ungemütlich werden. Die gute Nachricht: die Zeit sollte reichen, diesen Text zu Ende zu lesen.



Klick und weg

Acht Minuten – so lange dauert es, bis das Licht der Sonne zu uns kommt. Wir würden also zuerst gar nichts merken. Danach würde es schlagartig dunkel werden und die Erde würde sich rasant abkühlen. Innerhalb kurzer Zeit würden die Ozeane zufrieren. Alle meteorologischen Prozesse würden aus der Bahn geraten. Das Leben auf unserem Planeten würde ausgelöscht werden. Die Erde wäre nichts mehr als ein riesiger, toter Felsbrocken.

Die Erde wäre nichts mehr als ein riesiger, toter Felsbrocken.

Wir leben und arbeiten mit dem Licht, als würde es zur Erde gehören: Architekten bauen helle, lichtdurchflutete Räume, Ingenieure wandeln Licht in Strom oder Wärme um. Es ist für uns selbstverständlich, dass es jeden Morgen hell und jeden Abend dunkel wird. Aber das Licht stammt nicht von hier, sondern von weit weg. Es legt eine 150 Millionen Kilometer lange Reise zurück, bis es auf unseren winzigen Planeten trifft.


«Gottes Liebi isch wie d’Sunne...»

Letzte Woche habe ich darüber geschrieben, dass Selbstliebe ein ziemlich miserabler Antrieb dafür ist, Gott und die Menschen zu lieben. Heute und in den kommenden Wochen stelle ich Alternativen vor: Was sind Quellen der Liebe?


«Gottes Liebi isch wie d’Sunne, sie strahlet alles ah…» – mit diesem Kinderlied bin ich aufgewachsen. Ich finde den Vergleich zwischen der Sonne und Gottes Liebe ziemlich gut.

  • Beide sind völlig ausserhalb unserer menschlichen Vorstellungskraft. In der Sonne herrschen Temperaturen, die unfassbar hoch sind: im Gegensatz zu den 15'000'000 Grad im Innern der Sonne sind unsere heissesten Hochöfen nur lauwarme Bettflaschen. Aber gegenüber der Liebe Gottes ist die Sonne wiederum nur ein niedlicher Feuerball.

  • Beide sind so konstant da, dass wir meistens gar nicht an sie denken. Oft behandeln wir die Liebe so, als könnte der Mensch sie selbst erschaffen: Wir geben und nehmen Liebe. Wir handeln selbstlos aus Liebe, wir kümmern uns um andere aus Liebe, wir heiraten aus Liebe. Es ist für uns selbstverständlich, dass die Liebe eine Währung ist, die unter Menschen rege ausgetauscht wird. Aber ist sie wirklich so irdisch, wie wir meinen?

«Geliebte, lasst uns einander lieben! Denn die Liebe stammt aus Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott erzeugt und erkennt Gott.» – 1 Joh 4,7


Der Vers besagt etwas anderes: Alle Liebe stammt aus Gott. Wenn Gott seine Liebe nicht auf die Erde strahlen lassen würde, gäbe es überhaupt keine Liebe zwischen uns. Die Erde würde schlagartig zum kalten, lieb- und leblosen Felsbrocken werden. Der Hass würde hemmungslos zunehmen. Die Anarchie würde ausbrechen und die Liebe würde komplett erkalten.

Wenn wir fähig sein wollen, zu lieben, müssen wir bei Gott «andocken».

Alle Liebe stammt aus Gott. Wenn wir also fähig sein wollen, zu lieben, müssen wir bei Gott «andocken». Oder wie Johannes schreibt: Wir müssen «aus Gott erzeugt» sein. Er ist die Quelle der Liebe. Er ist Liebe (vgl. 1 Joh 4,8).


«Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.» – 1 Joh 4,19


Zuerst geliebt

Deshalb ist es entscheidend, dass wir uns von Gott zuerst lieben lassen. Ein leeres, verbittertes Herz liebt nicht gut. Wenn der Nachschub fehlt, ist die Liebe schnell ausgebrannt. Statte deinen Herzensraum mit grossen, hellen Fenstern aus. Halte dein Herz Gott hin und lass es von seiner Liebe füllen (Geheimtipp: Auf diesem Hügel ist Gottes Liebe besonders stark). Verbringe Zeit mit ihm und lass dir von ihm sagen, wie er dich sieht. Was er für dich getan hat. Womit er dich noch beschenken wird.

Ein leeres, verbittertes Herz liebt nicht gut.

Vielleicht steckst du in einer festgefahrenen Situation, in der schlicht und einfach die Liebe fehlt. Nichts geht mehr, keiner bewegt sich. Das kann eine schwierige Familiengeschichte sein. Ein Streit, der schon Jahrzehnte zurückliegt. Unversöhnlichkeit in der Ehe. Oder ein unlösbarer Konflikt an der Arbeit. Hier muss Gottes Liebe neu ausgegossen werden! Was festgefahren ist, muss von seiner Liebe neu gefüllt und geölt werden.


«Die Hoffnung aber führt nicht zur Enttäuschung, weil die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist, der uns verliehen worden ist.» – Röm 5,5


Es mag seine Zeit dauern, bis Gottes Liebe alle Zahnräder dieses festgefahrenen Maschine durchdringt. Zuerst muss sie durch dich fliessen und deine eigene Bitterkeit aufweichen und deine Verletzungen heilen. Wiederherstellung benötigt manchmal Wochen, Monate oder sogar Jahre. Ganz schmerzfrei wird der Prozess wohl auch nicht vor sich gehen. Aber wohin die Liebe zu Gott und den Mitmenschen hinfliesst, da kommt auch die Verheissung mit: «Tu das, so wirst du leben!» (Lk 10,28). Da werden neue Lebensräume geschaffen und Leben blüht auf.


Natürlich kannst du das nicht aus dir selbst. Liebe ist kein Produkt, das wir selbst erschaffen könnten. Wenn wir krampfhaft versuchen, etwas aus uns herauszupressen, kommt meistens… ist ja egal. Auf jeden Fall: Die Quelle der Liebe sind nicht wir, sondern Gott. Seine Liebe befähigt uns zur Liebe zueinander.


Es ist Zeit, sich wieder zu entspannen. Der Weltuntergang ist vorerst abgesagt. Die Sonne scheint noch. Und noch besser: Die Liebe hört niemals auf!

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